Ysaye Eugene: 6 SONATEN OP 27

Eugène Ysaye (1858-1931), belgischer Komponist und Geigenvirtuose, gilt bis heute als einer der herausragenden Musikerpersönlichkeiten ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, sein Wirken als Solist, Dirigent und Komponist setzte gewichtige Akzente.
Fast ausschließlich komponierte er für sein Instrument, in der Mehrzahl Werke für Violine und Orchester, aber auch einiges in kammermusikalischer Besetzung. Als herausragend gelten Ysayes 6 SONATEN OP 27 für Violine solo, die im Jahr 1923 entstanden und die aufbauend auf dem Vorbild von Johann Sebastian Bachs ‚6 Sonaten und Partiten für Violine solo BWV 1001-1006‘ durch die Verschmelzung polyphoner Struktur, spätromantischer, von bildhaft gesteigertem Ausdruckswillen durchdrungener Klanggebung und brillant-transparenter Geigentechnik diesem Streichinstrument ganz neue Wirkungen abzugewinnen vermögen. Jede der 6 Sonaten widmete Ysaye jeweils einem Geigenvirtuosen seiner Zeit: 1. Sonate in g-Moll: Joseph Szigeti, 2. Sonate in a-Moll: Jacques Thibaud, 3. Sonate d-Moll: George Enescu, 4. Sonate in e-Moll: Fritz Kreisler, 5. Sonate in G-Dur: Mathieu Crickboom, 6. Sonate in E-Dur: Manuel Quiroga Losada.
Unter anderem das lässt diese Kompositionen so einzigartig außergewöhnlich erscheinen: „Ysaÿes Ziel war es auch, die Persönlichkeit jedes Widmungsträgers zu beschreiben. Die Palette der Charaktere geht von eleganter Strenge (Szigeti, Crickboom) bis zu strenger Eleganz (Kreisler), über rhapsodischen Geist und Witz (Enesco), spanisches Feuer (Quiroga) oder lyrische Zärtlichkeit (Thibaud). Aber nicht alle Andeutungen lassen sich auflösen: einige direkte musikalische Anspielungen verweisen auf die Wurzeln oder die Persönlichkeit der Widmungsträger, andere auf deren bevorzugtes musikalisches Repertoire (von Barock bis Bartók) oder auf gemeinsame Erinnerungen, die dem Ganzen vielleicht Anklänge an die ‚Enigma Variationen‘ verleihen.“ (zitiert aus dem Vorwort zur Ausgabe).