Kapustin Nikolai: Trio op 86
Ein besonderes Kennzeichen des ukrainisch-russischen Komponisten und Pianisten Nikolai Kapustin (1937–2020) bildet sein beständiger Ansatz, stilistische Idiome des Jazz mit jenen der (sogenannten) „klassischen“ Musik synthetisch zusammenzuführen. Der am Moskauer Konservatorium ausgebildete Kapustin hörte in den 60er-Jahren Jazz-Größen wie Benny Goodman und Duke Ellington, deren Tourneen zu dieser Zeit auch durch Russland führten. Hiervon maßgeblich angeregt, gründete Kapustin ein eigenes Jazz-Quintett und begann, seine Kompositionen entsprechend stilistisch zu erweitern.
Über sein Selbstverständnis als Komponist und Jazzmusiker reflektierte Kapustin einmal: „Ich war nie ein Jazzmusiker. Ich habe nie versucht, ein wahrer Jazzpianist zu sein, aber ich musste es sein, um des Komponierens willen. Ich interessiere mich nicht für Improvisation – und was wäre ein Jazzmusiker ohne Improvisation? Alle Improvisation meinerseits ist natürlich niedergeschrieben und sie ist dadurch viel besser geworden; es ließ sie reifen.“
Zu den bekannteren Werken Kapustins, dessen bevorzugte Instrumente das Klavier und Cello sind, zählt sein 1998 entstandenes Trio op. 86. Formal betrachtet, entspricht es mit seiner dreisätzigen Anlage der traditionellen Gattungsdisposition mit belebtem Kopfsatz, langsamem Mittelsatz und schnellem Finale. Der erste Satz zeichnet sich unter anderem durch seine energisch fortdrängende Verve im Stile eines forcierten Boogie-Woogies aus, in dem Cello und Violine durchweg improvisatorisch anmutende Formeln aber auch lyrisch-melodische Qualitäten einführen, wodurch der impulsive Satzcharakter bisweilen etwas entschleunigt wird.
Nach der hektischen Szenerie des ersten Satzes verströmt der Mittelsatz mit seinen kantablen Qualitäten lyrisch-intime Momente der Beruhigung. Der Satz enthält gerade im Mittelteil eine Vielzahl kontrapunktischer Finessen, wenn Kapustin die melodischen Bögen der Instrumente sukzessive ver- und wieder entwebt.
Der Finalsatz zeugt wiederum von größter Vitalität – er enthält wundervoll verspielte Einsatzeffekte und vermittelt mit seiner motorischen Impulsivität einen ansteckenden Groove, dem man sich als Hörer:in nur schwer entziehen kann. Die überaus virtuos behandelten Instrumente, die sich zwischenzeitlich zu verselbstständigen scheinen, werden in der Coda des Satzes wieder zusammengeführt, abermals beschleunigt und auf dem dynamischen Höhepunkt gleichsam zum Abschluss gezwungen.
Von Kapustin, der selbst ein hervorragender Pianist war, liegt eine beeindruckende Interpretation des Trios zusammen mit dem Flötisten Alexander Korneev und dem Cellisten Alexander Zagorinsky vor, die verständlich macht, warum der Komponist lange Zeit als Pionier der sowjetischen Jazzszene firmierte.
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