Balakirew Milij: IN BOEHMEN

Milij Balakirew (1837-1910) hat insgesamt 3 sinfonische Dichtungen verfasst: Neben ‚Russia‘ (1864, rev. 1884) und ‚Tamara‘ (1867-82) ist das auch die hier vorliegende mit IN BOEHMEN (‚En Bohème‘,1866-1906) betitelte, die zugleich mit knapp 40 Jahren den längsten Entstehungsprozess hinter sich hat.
Balakirew komponierte sehr langsam, zudem brachten die besonderen Lebensumstände immer auch längere Unterbrechungen der Arbeit mit sich. Im Fall der hier vorliegenden sinfonischen Dichtung reichen die ideellen und konzeptionellen Anfänge bis zu einem Bibliotheksaufenthalt in Wien im Jahr 1866 zurück. Hier stieß der Komponist auf ein Buch, das unter anderem eine Sammlung mit tschechischen Volksmelodien enthielt. Genau 3 Themen sprachen ihn sofort an, so dass er sich diese notierte und später daraus eine „Ouvertüre über drei tschechische Themen“ konzipierte, die dann auch unter dem genannten Titel 1867 zur Aufführung gelangte. Danach blieb das Werk lange Zeit im Verborgenen, bis sich Balakirew im Jahr 1902 erstmals wieder daran erinnerte, es zwecks einer gründlichen Revision dann auch bald aufgriff und unter neuem Titel in der heute bekannten Form herausbrachte.
Ergebnis ist ein sehr originelles, von klanglicher Raffinesse und meisterhafter formaler Ausarbeitung durchdrungenes Orchesterstück.