Als wichtiges Frühwerk Maurice Ravels ist seine in den Jahren 1903-05 entstandene SONATINE für Klavier zu verstehen.
Der Entstehungsprozess dieser Klaviermusik ist zudem als sehr besonders einzustufen: Ursprünglich als „Pflichtstück“ mit sehr genauen Vorgaben (nicht länger als 75 Takte, Tonart fis-Moll) für einen von der Zeitschrift „Weekly Critical Review“ ausgeschriebenen und geförderten, aber nie durchgeführten Wettbewerb war der eröffnende Satz (‚Modéré‘) bestimmt gewesen.
Erst im Jahr 1905 erweiterte Ravel das Werk schließlich um zwei Sätze, und vervollständigte es so zu einem abgeschlossenen Opus: ‚Modéré - Mouvt. de Menuet – Animé‘.
Formal greift der Komponist hier auf das Sonatenkonzept des 18. Jahrhunderts zurück (z.B. Menuett als Charakteristikum). Formale Geschlossenheit ergibt sich hier aus thematischen Zusammenhängen, die die drei Sätze miteinander verknüpfen („thematischer Satzzusammenhang“).
Es ist somit keine bloße ‚Stilkopie‘ eines überkommenen Formprinzips, vielmehr kleidet Ravel seine klangästhetischen und stilistischen Vorstellungen unter Beibehaltung eines satztechnisch begründeten Formbewusstseins in diese Vorlage.
In klanglicher Hinsicht besticht dieses Werk durch betont melodischen Führungen, die in einen harmonisch äußerst farbigen, facettenreichen Satz eingebettet sind.
Der Klaviersatz ist bereichert durch Parallelführungen in Quinten und Oktaven, verleihen dadurch einen besonderen klanglichen Reiz.
Gewidmet ist die ‚Sonatine‘ „Ida und Cipa Godebski“, ihre Erstaufführung fand sie durch „Madame Paule de Lestang“ am 10. März 1906 in Lyon.
Vorliegende Ausgabe vom großen französischen Pianisten und Ravel-Kenner Robert Casadesus ist sehr zu empfehlen.
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