Beethoven Ludwig Van: SONATE 17 D-MOLL OP 31/2 (STURM)

Die vorliegende SONATE 17 D-MOLL OP 31/2 (Sturm) für Klavier von Ludwig van Beethoven (1770-1827) gilt als eine der bemerkenswertesten Klaviersonaten überhaupt. Entstanden zusammen mit den Sonaten in G-Dur (Nr. 16 op. 31/1) und Es-Dur (Nr. 18 op. 31/3) in den Jahren 1801/02 geht ihr Beiname "Sturm-Sonate" auf eine Andeutung Beethovens zurück, der William Shakespeares Schauspiel "Der Sturm" im Zusammenhang mit Opus 31/2 erwähnt haben soll.
'Largo - Allegro - Adagio' sind die ersten sechs Takte des Kopfsatzes überschrieben. Sie enthalten das thematische Material von dem ausgehend der ganze Satz entwickelt wird. Dabei wiederum spielt die jeweilige charakterliche Aussage dieser Elemente eine bedeutende Rolle: Dem 'Largo' (zwei Takte) liegt ein arpeggierter A-Dur-Akkord (Dominanttonart) zugrunde, ein ruhender Klang quasi. Das 'Allegro' (drei Takte) symbolisiert vorantreibende Bewegung, Drängen. Das 'Adagio' (ein Takt) schließlich mit seinem kadenzartigen Ablauf und der kunstvollen Verzierung im Melodischen (Doppelschlagfigur) repräsentiert das "Gestalt gewordene".
Die dynamische Entwicklung, die mit den sechs Takten einhergeht, ist zudem bemerkenswert: pp ('Largo') - p crescendo ('Allegro') - sf - p ('Adagio').
"Die nur sechs Takte sind Ausdruck eines gewaltigen Schöpfungsvorganges aus ruhigem Urgrund heraus" (G. Batel).
Der langsame Mittelsatz 'Adagio', der zu den ausdrucksstärksten Mittelsätzen bei Beethoven schlechthin gehört, und der Finalsatz 'Allegretto' schließlich sind motivisch-thematisch mit dem Kopfsatz eng verknüpft. Greift der 2. Satz das "rezitativische" auf, beginnt zudem mit einem arpeggierten B-Dur-Akkord, so
bilden die im 3. Satz über das ganze Stück verteilten Spielfiguren in gebrochenen Akkorden (siehe z.B. besonders die Begleitfiguren des Anfangsteils in der linken Hand!) die thematische Verknüpfung zum Eröffnungssatz.
Der Beethoven-Schüler Carl Czerny bemerkt in seiner äußerst lesenswerten Abhandlung 'Über den richtigen Vortrag der sämtlichen Beethoven'schen Klavierwerke' zur D-Moll-Sonate: "Diese Sonate ist vollkommen. Die Einheit der Idee und des tragischen Characters, die, durch keine Episode gestörte Kunstform, das Romantischpittoreske des ganzen Tongemäldes werden nie verfehlen, die grösste Wirkung zu machen...".
"Vollkommenheit" und "Einheit der Idee" entspringen dem genialen, schöpferischen Geist Beethovens, der es vermochte Freiheiten im Ausdruck in die unbedingte Pflicht formalen Gestaltungswillens zu stellen, und dem damit auf unnachahmliche Weise eine Synthese gelungen ist, die eine "durch keine Episode gestörte Kunstform" (Czerny) ermöglichte, hervorbringen konnte.