Chopin Frederic: SONATE 1 C-MOLL OP 4

Mit Frédéric Chopins 1828 entstandener, und posthum 1851 veröffentlichter SONATE 1 C-MOLL OP 4 sieht man sich einem lange unterschätzten Klavierwerk des damals 18-Jährigen gegenüber. Es ist fast nicht zu glauben, mit welchen Kühnheiten der Komponist hier bereits aufwartet, ob man das nun auf die sehr subtil veranlagte Klangsprache beziehen mag, die in vielerlei Hinsicht bereits die beispiellosen Qualitäten des „späteren“ Chopin durchscheinen lässt, oder aber auf die teilweise sehr ungewöhnliche Behandlung der Form – dieser „Rohdiamant“ klavieristischer Komponierkunst bedarf unbedingt einer größeren Wertschätzung.
Es gibt vier Sätze: Allegro maestoso – Menuetto-Allegretto – Larghetto – Finale-Presto.
Bereits das Hauptthema des Kopfsatzes erscheint unruhig bewegt, wie überhaupt der ganze Satz von einer aufgeregt leidenschaftlichen Stimmung geprägt ist. Der folgende Menuett-Satz entpuppt sich als innerlich sehr bewegtes ‚Scherzo‘, und eigentlich am bemerkenswertesten gibt sich der langsame Satz, denn hier sieht man sich einer Art „Improvisation“ gegenüber, deren mitunter stark figurierte und ornamentierte melodische Gedanken sich nahezu schwerelos im vorgegebenen 5/4-Takt voran bewegen. Der Finalsatz schließlich erscheint als genau solcher – eine sehr ausgedehnte Musik von großer Spielfreudigkeit, zudem in seinem rondoartigen Aufbau deutlich „formgefestigt“.
Es wäre bestimmt nicht übertrieben zu behaupten, dass man anhand der vorliegenden C-Moll-Sonate Chopins vielleicht den klarsten Blick auf dessen kompositorischen Ideenreichtum, und schließlich seine schöpferische Freiheit im Umgang mit formalen Vorwürfen erlangt.