Frédéric Chopin hat in seiner Klaviermusik zwei, das romantische Zeitalter stark prägende Formtypen mit kompositorischen Beiträgen bedacht: das 'Scherzo' und die 'Fantasie'.
Im vorliegenden Band SCHERZI + FANTASIE F-MOLL finden sich nun beide Werkgruppen zusammengefasst:
Chopins vier Scherzi in h-Moll op. 20 (Nr. 1), b-Moll op. 31 (Nr. 2), cis-Moll op. 39 (Nr. 3) und E-Dur op. 54 (Nr. 4) entstanden zwischen 1831 und 1842, seine großartige 'Fantasie f-Moll op. 49' schrieb er in den Jahren 1840/41.
Als selbständig wirkendes, groß angelegtes romantisches Klavierstück, das im Wesentlichen geprägt ist von dunkel-erregtem, ernsten Charakter, also „den nächtlichen, dämonischen, wilden Episoden verwandt ist“ (H. Leichtentritt), findet sich im Chopinschen Scherzo auch eine klare formale Struktur: Ausgenommen das h-Moll-Scherzo (Nr. 1), dem die dreiteilige Liedform zugrunde gelegt ist, findet in den übrigen drei Scherzi die ‚Sonatenhauptsatzform‘ Anwendung, und mit eingeschobenem Trio-Intermezzo“ (Nr. 2 in b-Moll), oder „große Sonatenform“ (Nr. 3 in cis-Moll) beziehungsweise „große erweiterte Sonatenform mit eingeschobenem Trio-Intermezzo“ (Nr. 4 in E-Dur).
Ideell geht Chopins Typ auf das ‚Sonaten-Scherzo‘ Ludwig van Beethovens zurück, das schon durch Felix Mendelssohn-Bartholdy beispielsweise aus dem Zusammenhang der klassischen Sonate oder Sinfonie herausgelöst, und zum eigenständigen Instrumentalstück entwickelt wird. Chopins Meisterwerke gelten demgegenüber bis heute unangefochten als ideal ausgeformtes, groß angelegt und bravourös gestaltetes romantisches Klavierstück diesen Typus.
Die F-Moll-Fantasie lässt sich als ein Werk verstehen, in welchem sonatenhafte Züge mit der eher freien Gestaltbarkeit einer Fantasie zu einem großen, zusammenhängenden musikalischen Gebilde verschmelzen.
Opus 49 ist somit gliederbar in einen Einleitungsteil, Exposition, Durchführung, Reprise und Coda: „Also eine Art Trauermarsch als Einleitung. Daran knüpft sich nach lebhafterer Überleitung eine sonatenartige Exposition von vier Themen. Der Durchführungsteil ist in seiner größeren Hälfte eine Transposition der Exposition, schiebt ein langsames Intermezzo ein und kommt auf eine Reprise hinaus, die zum drittenmal die Hauptthemen in neuer Transposition bringt“ (H. Leichtentritt).
Beginnt diese Fantasie auch „trauermarschartig“ in dunklem f-Moll, so dringt die Musik durch alle Überlagerungen und Verwicklungen hin zu einem „versöhnlichen Ende“ in kraftvoll strahlendem As-Dur.
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