Kirchner Theodor: ROMANZEN OP 22

In seinem mehr als 1000 Kompositionen umfassenden Klavierwerk finden sich bei dem deutschen Komponisten Theodor Fürchtegott Kirchner (1823-1903), der zu Lebzeiten stets im Schatten seiner 'großen' Komponisten-Kollegen F. Mendelssohn-Bartholdy, R. Schumann oder Johannes Brahms stand, viele Stücke, deren Entdeckung sich auf jeden Fall lohnt.
Das gilt zum Beispiel für die vorliegenden ROMANZEN OP 22 (1875), einer Sammlung von insgesamt acht Stücken, "Miniaturen" in der Art des für diese Zeit verbreiteten "lyrischen Klavierstücks", wobei jedes dieser kleinen Stücke eine durchaus überzeugende eigene charakterliche Ausprägung aufweist.
Vom stilistischen her ist deutlich die Nähe eines Robert Schumann oder Johannes Brahms zu spüren. Kirchners Satz ist sehr "fein" strukturiert und harmonisch sehr farbenreich. Seine kompositorischen Einfälle sind sehr reich an musikalischer Fantasie und Weitblick.
Bei den Romanzen, die im wesentlichen in der dreiteiligen Liedform gehalten sind, wechseln sich einander schnelle, leidenschaftlich aufgewühlte Sätze mit eher langsamen, getragenen ab.
Nr. 1 (Poco lento -zart und ausdrucksvoll-, E-Dur), Nr. 3 (Andante, e-moll), Nr. 6 (Lento, B-Dur) und Nr. 8 (Andante, F-Dur) überzeugen dabei durchaus mit ihrem zart-lyrischen Ton, wohingegen Nr. 2 (Allegro -animato, E-Dur), Nr. 5 (Allegro ma non troppo(appassionato), g-moll) sowie Nr. 7 (Vivace, B-Dur) zu den getriebeneren, von leidenschaftlich bewegtem Ton dominierenden Nummern zählen.