Koehler Louis: PRIMISSIMI ESERCIZI OP 190

Der in Deutschland geborene, aber seit dem fünfundzwanzigsten Lebensjahr in Königsberg (heute: Kaliningrad) als sehr anerkannter Klavierlehrer, Musikschriftsteller, Dirigent und Komponist wirkende Louis Köhler (1820-1886) ist zu denjenigen Musikerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts zu zählen, die sich ihr ganzes Leben nahezu ausschließlich systematisch um grundlegende klavierpädagogische Belange vom Elementarbereich bis zur Virtuosenausbildung bemüht haben.
Köhlers Werkkatalog beinhaltet dementsprechend eine Vielzahl von Unterrichtswerken für Klavier.
Die vorliegenden PRIMISSIMI ESERCIZI OP 190 (Die allerleichtesten Übungsstücke) sind als eine Elementar-Klavierschule für junge Klavieranfänger zu verstehen: Beginnend mit beiden Händen im Violinschlüssel (Parallelführung der Hände, lange Notenwerte, Übungen im Fünftonraum c-g), wird im progressiven Fortschritt der Tonraum allmählich unter Hinzunahme des Baßschlüssels erweitert, die Anforderungen im rhythmischen Bereich erhöhen sich, Vorzeichen kommen hinzu (G-Dur und F-Dur), die Variabilität in den Spielarten werden kontinuierlich gesteigert.
Köhler empfiehlt zudem: „Neben diesen Stückchen sind möglichst viele Übungen ohne Noten zu machen: die Fingerübungen und Tonleitern, immer ruhig und correct; auf Geläufigkeit ist noch ganz zu verzichten: gute Spielart ist Hauptsache“ (aus dem Vorwort zu op. 190).
Mag Köhlers Methode für das 21. Jahrhundert auch etwas überholt sein, vielleicht „altbacken“ daherkommen, so ist diese Art des „ent-schlankten“ Fokussierens auf das Wesentliche doch nicht ganz ohne Reiz.