Liszt Franz: ANNEES DE PELERINAGE 3

Als großartiges Beispiel für Franz Liszts 'Altersstil' kann dessen in den 1870er Jahren entstandener Band ANNEES DE PELERINAGE 3 für Klavier gesehen werden: Die "Pilgerschaft" hat hier stark verinnerlichte, teilweise religiöse Züge, steht damit quasi im Gegensatz zu den beiden vorausgegangenen, in den 1830er Jahren entstandenen Bänden 1 (Années de pèlerinage - 1. Heft, Première année: Suisse) und 2 (Années de pèlerinage - 2. Heft, Deuxième année: Italie), deren faszinierende lyrisch-poetisch inspirierte Klangsprache noch weitaus mehr deskriptiven Charakter aufweist.
Die im 3. Band enthaltenen Klavierstücke sind wie folgt betitelt: Nr. 1 - Angelus! Prière aux anges gardiens; Nr. 2 - Aux Cyprès de la Villa d'Este [Threnodie 1]; Nr. 3 - Aux Cyprès de la Villa d'Este [Threnodie 2]; Nr. 4 - Les jeux d'eaux à la Villa d'Este; Nr. 5 - "Sunt lacrymae rerum" en mode hongrois; Nr. 6 - Marche funèbre; Nr. 7 - "Sursum corda".
Einen religiösen Bezug legen die Nr.1 'Angelus! Prière aux anges gardiens' bzw. auch die Nr.7 'Sursum corda - Erhebet eure Herzen' offen, in gewisser Weise meditative, stark verinnerlichte Züge einem 'Klaviermonolog' gleich, haben die beiden 'Threnodien [Trauer- oder Grabgesänge] Nr. 2 und Nr. 3 ' Aux Cyprès de la Villa d'Este'. Liszts frühere Schaffensperioden bestimmender virtuoser Klavierstil findet sich dagegen alleinig in der Nr. 4 'Les jeux d'eaux à la Villa d'Este': Hier verbindet der Komponist auf höchstem handwerklichen Niveau ungemein virtuose Spieltechnik mit größtmöglichem klanglichen Feinsinn.