Schubert Franz: 3 KLAVIERSTUECKE - IMPROMPTUS D 946

Entstanden sind Schuberts 3 KLAVIERSTUECKE - IMPROMPTUS D 946 im Mai 1828, also im Zustand schwerer Erkrankung einige Monate vor dem Tod – heute gehören diese drei bekenntnishaften Klavierstücke zu den anspruchsvollsten und vielleicht schönsten des Spätwerkes.
Vermutet wird, dass Johannes Brahms derjenige war, der die Stücke in den späten 1860er Jahren posthum herausgegeben hat.
Alle drei ‚Impromptus‘ sind in ihrer jeweiligen Mehrteiligkeit sehr kontrastreich gestaltet, von ihrer Ausdruckskraft her eine unglaubliche innere Spannkraft auslebend.
Die Nr. 1 ist ein ‚Allegro assai‘ in es-Moll. Formal gesehen ist es dreiteilig (A-B-A), ein von Schubert ursprünglich vorgesehener C-Teil wurde gestrichen.
Der A-Teil zeigt sich mit dem Hauptthema sehr aufgewühlt, düster erregt, die rhythmisch markante Melodie wird begleitet von quasi durchgehenden Begleitfiguren in Achteltriolen. Eine kurzzeitige Aufhellung der Stimmung wird ab T. 59 erreicht, wenn das besagte Hauptthema in Es-Dur erscheint.
Der sich anschließende B-Teil in H-Dur (Andante) steht merklich in deutlichem Kontrast zum bisherigen Geschehen: Eine Themengestalt, die sich rhythmisch vom Hauptthema ableiten lässt, wird choralartig eingeführt, im Verlauf mit teils reicher Ornamentik ausgestattet, fortgesponnen.
Die Überleitung T. 156-160 bringt schließlich eine Rückwendung nach es-Moll, der A-Teil wird quasi deckungsgleich wiederholt, das Stück verklingt „piano“ in „versöhnlichem“ Es-Dur.
Eine genau umgekehrte Dramaturgie liegt der Nr. 2, einem ‚Allegretto‘ in Es-Dur zugrunde: Dieses Stück hat einen rondoartigen Aufbau (A-B-A-C-A), der A-Teil ist geprägt von einem liedhaften Thema lyrisch-expressiven Charakters, das in einem durchsichtigen Satz feinsinnig ausgesponnen wird. Dem gegenüber steht eine unruhig bewegte Episode in c-Moll (B) [„più animato – pp misterioso“], die zum Teil sehr scharf gesetzte Akzente hat, und im Verlauf dynamisch sehr auflebt. Ab T. 59 vollzieht sich ein Tonartenwechsel nach C-Dur, das Thema dieses Mittelteiles erscheint jetzt „aufgehellt“. Eine ab T. 70 einsetzende Überleitung führt aber wieder zurück zur Haupttonart Es-Dur, in T. 79 schließlich erscheint das Hauptthema (A). Ein nochmaliger episodenhafter Wechsel geschieht dann in T. 110, wenn über einen Dominantseptakkord mit Spielanweisung „L’istesso tempo“ und Taktwechsel zum „Alla-breve-Takt“ ein neuer Teil (C) in as-Moll eingeleitet wird. Dieser auch von Unruhe getriebene Abschnitt wechselt harmonisch zwischen as-Moll, Ces-Dur und h-Moll, verstärkt dadurch die unruhige, umtreibende Atmosphäre. Ab T. 195 erscheint dann nochmals der Anfangsteil (A) [6/8-Takt, Es-Dur] und führt die Nr. 2 zum Ende.
Die Nr. 3 schließlich, ein Allegro in C-Dur, wirkt als das tänzerischste von allen. Es hat „scherzohaften“ Charakter, zu Anfang ein äußerst lebendiger Satz voller Erregung und tänzerischem Schwung, der von einem ruhigen („più tranquillo“) choralartigen Des-Dur-Mittelteil abgelöst wird, der im Verlauf deutliche Anklänge an den Hauptteil bringt, die letztendlich aber wie eine „Erinnerung“ wirken. Nach einer rhythmischen motivierten, modulatorischen Rückführung kehrt dann schließlich der Hauptteil wieder, eine sich anschließende virtuos ausbrechende Coda ab T. 224 bringt diese schwungvolle Musik zum Ende.