Draeseke Felix: KANONISCHE RAETSEL OP 42

Vorliegend hier aus Reihen des Verlags ‚Walter Wollenweber‘ die Sammlung KANONISCHE RAETSEL OP 42 für Klavier zu vier Händen von Felix Draeseke (1835-1913).
Entstanden im Jahr 1888, stellen diese 6 Kanons zum einen die enormen handwerklichen Fähigkeiten dieses Komponisten unter Beweis, zum anderen legen sie Zeugnis für die Bemühungen Draesekes ab, sich auch mit pädagogischer Klavierliteratur einzubringen.
Die jeweils gegebenen Titel für die Stücke sind vielversprechend: 1. Introduktion – 2. Kleines Geplänkel – 3. Versöhnung – 4. Marsch – 5. Traumseligkeit – 6. Siesta.
Das eigentliche „Rätsel“ liegt in der Notation: „Vorliegende Stücke sind in der Art auszuführen, dass Primo und Secondo dieselben Noten spielen, und der eine Spieler nach dem anderen einsetzt, sobald die oberhalb des Stückes angegebenen Pausen verflossen sind.“ (zitiert aus dem Vorwort). Es handelt sich hierbei demnach um Kanons, bei denen die zweite Stimme in der Unter- bzw. Obersexte geführt wird, einsetzt. Konkret bedeutet das am Beispiel der Nr. 1 ‚Introduktion‘ (G-Dur, 9/8-Takt): Primo beginnt mit der Tonfolge fis‘‘-g‘‘-a‘‘ -g‘‘ -c‘‘‘ -h‘‘ -ais‘‘ -h‘‘ -g‘‘ (1. Takt, durchgehende Achtel); Secondo setzt dann im 3. Takt mit der Tonfolge a -h -c‘ -h -e‘ -d’ -cis‘ -d‘ -h (3. Takt, durchgehende Achtel).
Daraus ergibt sich für beide Spieler zudem eine sehr interessante und konzentrationsfordernde Notenles- und Gehörübung, da alle beteiligten Stimmen nur „einfach“ und ohne Notenschlüsselangabe auf einer einzigen Akkolade notiert sind.
Musikalische Gesichtspunkte betreffend mögen Draesekes ‚Kanonische Rätsel‘ vielleicht etwas zu „akademisch“ und auch „trocken“ wirken, doch als Übung in der oben genannten Art und Weise sind sie als sehr wertvoll einzustufen.