Schubert Franz: WINTERREISE OP 89 D 911

Man kann den Liederzyklus DIE WINTERREISE OP 89 D 911 von Franz Schubert, hier in der Ausgabe für tiefe Singstimme und Klavier, wohl mit als das bedeutendste Werk des Komponisten sehen, ist die Bekenntnishaftigkeit in dieser Musik gegenüber allen anderen Schubertschen Werken doch am ausgeprägtesten.
Entstanden im Jahr 1827, gliedert sich der Zyklus in 2. Abteilungen à 12 Liedern, die auf Texte von Wilhelm Müller (1794-1827) zurückgehen.
Die ‚Winterreise‘ enthüllt die Thematik des „Wandern“ als eine Art „Getrieben sein“: „…freilich das Hauptmotiv: das Wandern. Aber dieses Wandern hat seinen Charakter ins Gegenteil verkehrt: es ist jetzt ein reines Getriebensein. Und getrieben wird ganz sicher nicht ein junger Bursche; zwar ist von Liebe die Rede, von einem Mädchen, das dann an einen anderen vergeben worden ist – aber diese Liebe tritt immer mehr in den Hintergrund, so sehr, dass schließlich überhaupt nicht mehr deutlich wird, welches nun eigentlich der Grund für die Ruhelosigkeit des Wanderers, für seine Sehnsucht nach dem Altern und dem Tod ist“ (aus: Vollmann, Rolf – Wilhelm Müller und die Romantik).
Die Wanderung dreht sich demnach immer im Kreise, erscheint aussichts- und ziellos.
Schubert mag sehr präzise dem Inhalt des Textes folgen, indem er hier eine Musik von stark bekenntnishaftem Charakter schafft, die einem „Seelenspiegel“ gleich eine Wanderung „von außen nach innen“ beschreibt, an deren Ende nur ein Ziel stehen kann: der Tod.