Mussorgski Modest: KINDERSTUBE + LIEDER UND TAENZE DES TODES

Vorliegend hier als Neuausgabe (mit Transliteration) die beiden bedeutenden Liederzyklen KINDERSTUBE + LIEDER UND TAENZE DES TODES des russischen Komponisten Modest Mussorgski (1839-1881). Es handelt sich bei dieser Ausgabe um Fassungen für Mezzosopran oder Bariton (Kinderstube) bzw. Alt oder Bass (Lieder und Tänze des Todes) und Klavierbegleitung.
Die ‚Kinderstube – Episoden aus einem Kinderleben‘, ein Zyklus mit 7 Liedern entstand in den Jahren 1870-72, die Liedtexte stammen vom Komponisten selbst.
Mussorgski kehrt in diesem Werk einen ganz eigenen, expressiven Stil hervor, der in Bezug auf das Wort-Ton-Verhältnis eine enge Bindung der Sprache und des Textinhalts zur Vertonung erkennen lässt, die musikalische Ausarbeitung sich damit keiner vorgegebenen Form unterwirft. Diese sehr direkte Art des Ausdrucks kann als ‚subjektiver Realismus‘ verstanden werden: Mussorgski arbeitet in seiner ‚Kinderstube‘ die Erlebnis- und Gedankenwelt des spielenden Kindes nicht in Schumannschem Sinne einer nostalgischen ‚Rückspiegelung eines Älteren und für Ältere‘ heraus, sondern projiziert die Episoden, Szenen und Erlebnisse durch die unmittelbare Sicht des Kindes in sehr realistisch wirkende musikalische Bilder.
Die ‚Lieder und Tänze des Todes‘ (4 Sätze), die Mussorgski selbst eigentlich ‚Totentanzlieder‘ betiteln wollte, entstanden in den Jahren 1875-77. Es handelt sich dabei um den letzten und gleichzeitig bedeutendsten Liederzyklus des Komponisten. Vorlage bildeten Texte des Dichters und Mussorgsky-Freundes Graf Arseny Golenischew-Kutuzow (1875-77).
Der Tod ist hier allgegenwärtig, tritt in unterschiedlicher Gestalt auf, holt z.B. im ‚Wiegenlied‘ das sterbende Kind zu sich, wobei all das Flehen der weinenden Mutter nichts nützt, tanzt mit dem betrunkenen Bauern, der sich im Wald verirrt hat, den Volkstanz ‚Trepak‘ oder erscheint in ‚Der Feldherr‘ als Knochenmann hoch zu Ross, der seine ‚Beute‘, die Leichen der gefallenen Soldaten, einsammelt.
Dieser Zyklus bringt Mussorgskis Kunst zu einem Höhepunkt: Hier verschmelzen dramatische Intensität, plastisch-bildhafte Klangsprache, expressive Melodik und fein abgestufte Deklamation zu einem unverwechselbaren Ganzen.