Brahms Johannes: VARIATIONEN OP 56B UEBER EIN THEMA VON HAYDN

Johannes Brahms schrieb seine VARIATIONEN OP 56B UEBER EIN THEMA VON HAYDN für zwei Klaviere zu vier Händen 1873 und in der hier betreffenden Fassung wohl zuerst, bevor er eine Orchestrierung (op. 56a) des Werkes vornahm.
Der Komponist betrachtete beides, sowohl op. 56a als auch op. 56b als gleichwertig, wodurch beide Fassungen als selbständige Werke zu begreifen sind, op. 56a sehr bald aber zum großen Publikumserfolg avancierte.
In manchen Details unterscheiden beide Fassungen voneinander, diejenige für zwei Klaviere ist „hauptsächlich an einen Wechsel der beiden Instrumente wie auch der Dynamik oder Tonlage gebunden“ (1).
Als Grundlage für den Zyklus dient der ‚Andante‘-Satz (2. Satz) aus dem B-Dur-Divertimento Hob. II:46 für zwei Oboen, zwei Hörner, drei Fagotte und Serpent von Joseph Haydn (dessen Urheberschaft inzwischen übrigens angezweifelt wird!)
Das Thema ist in der sogenannten ‚Zittauer Handschrift‘ als singuläre Quelle erhalten und bildet bezogen auf das Op. 56 jene Vorlage, die der Haydn-Forscher Carl Ferdinand Pohl seinem Freund Johannes Brahms übermittelt hatte. Sie ist zusätzlich mit „Chorale St. Antoni“ überschrieben.
Brahms arbeitet das sehr originelle, eingängige und metrisch bemerkenswert gegliederte Thema (5 + 5 Takte im 2/4-Takt) in 8 tempomäßig zunehmend gesteigerte und motivisch verdichtete Variationen aus. Die abschließende Chaconne über einem 5-taktigen, aus dem Hauptthema generierten Bassthema wird zu einer knappen „Stretta-Coda“ hin triumphal gesteigert.
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(1) Bockmaier, Claus / Mauser, Siegfried: Johannes Brahms – Interpretationen seiner Werke, S. 391.