Brahms Johannes: RHAPSODIEN OP 79

Die 2 RHAPSODIEN OP 79 für Klavier von Johannes Brahms (1833-1897) entstanden im Jahr 1879, und sind "Frau Elisabeth von Herzogenberg gewidmet".
Es sind beides Stücke von klarer formaler Struktur, stehen somit also in klarem Widerspruch zu ihrem Titel.
Der dem Rhapsodischen eigene "improvisatorische Charakter", also das eher formungebundene freie "Umherschweifen" ist hier nicht zu erkennen.
Berücksichtigt man das Entstehungsjahr von Opus 79, und bedenkt, dass beispielsweise bereits 1878 mit den '8 Klavierstücken op. 76', beziehungsweise 1892 mit den '7 Fantasien op. 116' Werke entstanden sind, die als 'Capriccio' oder 'Intermezzo' immer nach bestimmten formalen Kriterien komponiert sind (geschlossener mehrteiliger Aufbau, sich einander abwechselnde kontrastierende Abschnitte usw.), so lässt sich in gewisser Weise nachvollziehen, dass der Titel "Rhapsodie" wahrscheinlich aus der Not geboren worden ist.
Brahms selbst haderte, nannte Opus 79/1 zunächst "Capriccio", Opus 79/2 ganz ohne Titel, entschloss sich dann aber letztlich auf drängendes Anraten seines Verlegers hin zum endgültigem Titel.
Zu den Stücken:
Rhapsodie op. 79, Nr.1 (Agitato) steht in h-moll. Ihr liegt im Kern ein dreiteiliger Aufbau (A-B-A) und beschließender Coda.
Rhapsodie op. 79, Nr. 2 (Molto passionato, ma non troppo allegro) steht in g-moll. Diesem Stück liegt eine abgeschwächte Sonatenhauptsatzform zugrunde. Es gibt drei verschiedene Themen, die im Anfangsteil (Takt 1-32) exponiert werden. Es folgen ein durchführungsartiger Mittelteil, sowie ein reprisenartiger Schlußteil mit Coda. Bemerkenswert im Zusammenhang mit grundlegenden Prinzipien des Sonatensatzes ist die harmonische Behandlung der Themen: Steht das dritte Thema (Takt 21 ff.) zu Anfang in der Tonart d-moll, und beschließt den 1. Teil so, erscheint es im 3. Teil (ab Takt 106 ff.) in der Haupttonart g-moll wieder, die dann gefestigt über die Coda das Stück mit einer Kadenz (Dominante - Tonika /D-Dur - g-moll) beschließt. Hier lässt sich die Geschlossenheit der Form beispielhaft zeigen.